Aufbruch in das Zeitalter "erneuerbarer Energien"

Für die Ablöse der fossilen und atomaren Energie ist es unumgänglich, der Öffentlichkeit vor Augen zu halten, dass die weltweite Versorgung mit erneuerbaren Energien kein technologisches Problem ist, sondern der Durchbruch von den Öl- und Atomlobbys mit allen Mitteln verhindert bzw. verzögert wird.

Wirtschaftswachstum geht immer mit technologischem Fortschritt einher. Am Öl festzuhalten wird somit kaum zu einem anhaltenden Wachstum führen. Die gewaltigen Chancen wie -  umfangreiches Wirtschaftswachstum durch neue Energiestrukturen (Sonne, Wind, Biomasse, Erdwärme usw.) bis zur Wasserstoffgewinnung mit erneuerbaren Energien (Energieträger für Fahrzeug-, Flug- u. Schiffsverkehr)  - Unabhängigkeit von Ölimport -  absehbares Ende von Öl und Uran - Beruhigung der Krisenherde und von deren ausgehenden Terrorismus - Null-Emissionsausstoß und Klimaschutz - volkswirtschaftlicher Profit durch Einsparungen im Gesundheitswesen - Reduktion von Naturkatastrophen und deren Kosten - sollten auch „den größten Skeptiker“ überzeugen.

Die "alten Energien" gehen zu Ende. Sie werden immer teurer, zerstören die Umwelt und produzieren Kriege. Die erneuerbaren Energien stehen für alle Zeit und überall zur Verfügung. Die Staaten, die den raschen Umstieg auf regenerative Energien anstreben, werden ökonomisch und ökologisch stark profitieren. Dies wird nach und nach weltweit zur Nachahmung führen.

Da Deutschland zu den führenden Ländern in der erneuerbaren Energie-Branche zählt (hauptsächlich im Photovoltaik-Sektor) würde es bei einem raschen Umstieg auf erneuerbare Energien als einer der ersten Länder Wirtschaftlich und Umwelttechnisch stark profitieren.
 
Im Anschluss befinden sich einige Auszüge aus dem Buch „Energieautonomie - Eine neue Politik für erneuerbare Energien“ von Hermann Scheer (1998 Weltsolarpreis; 1999 Alternativer Nobelpreis; 2000 Weltpreis für Bioenergie; 2004 Weltpreis für Windenergie), in denen Fakten thematisiert sind, die in Politik und Medien tabuisiert werden!

Durch das Bewusstsein der Öffentlichkeit über die gewaltigen Chancen der regenerativen Energien, kann rasch die fossile und atomare Energie abgelöst werden.    
 
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Auszüge aus dem Buch

Energieautonomie: Eine neue Politik für erneuerbare Energien
von Hermann Scheer - Kunstmann Verlag 2005

Beim Wechsel zu erneuerbaren Energien geht es um nichts weniger als um den tief greifendsten und weit reichendsten wirtschaftlichen Strukturwandel seit Beginn der industriellen Revolution.

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Mit ihrer noch überwiegend zögerlichen Einstellung zu erneuerbaren Energien lebt die Welt weit unter den sich aufdrängenden Notwendigkeiten und den gegebenen Möglichkeiten. Dagegen lebt sie mit atomaren und fossilen Energien weit über ihre Verhältnisse.

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Immer lauter tickt die Uhr für das überkommene Energiesystem. Doch der Einfluss der etablierten Energiekonzerne ist sogar noch gewachsen, und deren tiefe Missachtung der erneuerbaren Energien hat sich kaum geändert. Derzeit machen sie international mobil für eine »Renaissance« der Atomenergie und dafür, die fossilen Energiereserven bis zu ihrer endgültigen Neige auszuschöpfen. 
 
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Zur Neige gehende Reserven einerseits und wachsender Bedarf andererseits führen zwangsläufig zu steigenden Energiekosten, die einschneidende Gefahren für die Weltwirtschaft bergen und das soziale Gefüge von Gesellschaften zu zerreißen drohen. Zunehmende Verfügbarkeitskonflikte bis hin zu Kriegen um »billige« Restressourcen sind in dieser Entwicklung angelegt. Der größte Teil der noch vorhandenen flüssigen Erdölreserven liegt im arabischen Staatenbogen, der - nicht zuletzt wegen des Öls - zu einer heißen Krisenregion geworden ist, ein großer Teil der weiteren Restreserven im islamisch- kaukasischen Raum, ebenfalls eine Krisenregion. Umso größer ist die politische und wirtschaftliche Sprengkraft der Abhängigkeitskrise.
 
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Das eigentliche Zeitproblem erneuerbarer Energien ist kein wirklich technologisches und auch kein wirtschaftliches, sondern ein politisches und geistiges: Das politische hat die Form zahlreicher willkürlicher administrativer Hürden, das geistige liegt in der Notwendigkeit eines Einstellungswandels.
 
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Umschwung bedeutet, dass nicht nur die erneuerbaren Energien weiter ausgebaut werden, sondern der Bedarf an fossilen und atomaren Energien gleichzeitig abgebaut wird: Einstieg und Ausstieg. Er bedeutet zu verhindern, dass für einen Bau neuer fossiler und atomarer 
Kraftwerke weitere Billionen verschlungen und dadurch die konventionellen Strukturen der Energieversorgung für weitere Jahrzehnte zementiert werden.
 
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Es kann auch nicht unterstellt werden, dass eine Umstellung wirtschaftlich »unzumutbar« wäre. Die Kosten für die Stromverbraucher würden damit sicher ansteigen, aber das wird auch beim Neubau von Großkraftwerken und durch deren steigende Brennstoffkosten der Fall sein.
 
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Die vielen ausgeklügelten Energieszenarien der konventionellen Energieexperten bauen auf einer Annahme auf, die längst unrealistisch geworden ist -nämlich der Möglichkeit, die Stabilität der Welt trotz der überall aufflackernden Energiekrisen irgendwie erhalten zu können und die Kosten dafür auf die Allgemeinheit abzuwälzen.
 
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An dem Tag, an dem in Bonn der deutsche Bundeskanzler Schröder seine Rede auf der »Renewables 2004« hielt, erklärte die FAZ in ihrem Leitkommentar die gesamte Solarstromförderung zum physikalischen Unfug - mit der faustdicken Lüge, dass die Produktion der Solarzellen mehr Energie verschlinge, als durch diese je erzeugt werden könne. Dass diese »Energierückzahlzeit« bei weniger als zwei Jahren liegt, und dass konventionelle Energieanlagen - deren Aufgabe es ja ist, laufend Energie zu verbrauchen - ihre Energie niemals zurückgewinnen können, wird dabei schlicht übergangen. Eine mit dieser Entstellung vergleichbare Aussage wäre, wenn der Automobilindustrie vorgeworfen würde, die von ihr angebotenen Fünf-Liter-Autos würden in Wahrheit 100-Liter-Autos sein.
 
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Beispiel Strom
 
Der jährliche kommerzielle Stromverbrauch lag 2001 weltweit bei 15,5 Billionen Kilowattstunden. Um diese Strommenge ausschließlich durch Windkraft bereitzustellen, müssten -ausgehend von 2,5-MW- Anlagen, die unter mittleren Windgeschwindigkeiten sechs Mio. Kilowattstunden im Jahr erzeugen -weltweit 2,5 Mio. Windkraftanlagen auf dem Erdball installiert sein.

Um dieselbe Strommenge ausschließlich mit Photovoltaik-Anlagen zu erzeugen, müssten -setzt man eine Produktionsleistung von 75 Kilowattstunden Strom pro Quadratmeter Solarzellenfläche und Jahr an, was ein relativ geringer Wert unter deutschen Einstrahlungsbedingungen ist -weltweit rund 210.000 km2 Solarzellen installiert werden. Das ist deutlich weniger als die allein in der EU überbaute Fläche, in die Solarzellen vielfältig integriert werden könnten.

Bei solarthermischen Kraftwerken müssten es -gemessen daran, dass pro Hektar Kollektorfläche etwa zehn Mio. Kilowattstunden produziert werden -weltweit 155.000 km2 Kollektorfläche sein, installiert in Wüstengegenden oder auf anderen sonst nicht genutzten Flächen.
 
Beispiel Heizwärme
 
Um den gegenwärtigen Wärmeenergiebedarf der Weltbevölkerung durch Sonnenwärme zu befriedigen, würden -gemessen am Verbrauch des Jahres 2001 in Höhe von 3,34 Billionen Kilowattstunden - 15.000 km2 Solarkollektoren reichen, berechnet auf der Basis von nur 2,25 Kilowattstunden Solarwärmeleistung pro Quadratmeter Kollektorfläche.
 
Worin soll also das prinzipielle Hindernis bestehen? Die vorgestellten Hochrechnungen dienen allein der Öffnung der Gedanken.

Die Mischungsverhältnisse der einzelnen Optionen werden von Land zu Land, Region zu Region, Gemeinde zu Gemeinde, Haus zu Haus unterschiedlich sein.

Dass das natürliche Energiepotenzial noch weit umfangreichere technische Aktivierungen ermöglicht, ergibt sich aus dem andernorts beschriebenen Tatbestand, dass die Sonne mit ihren Derivaten Wind, Wellen, Wasser, Biomasse dem Erdball täglich mehr als 15.ooo-mal mehr Energie »liefert«, als wir derzeit in Form von atomaren und fossilen Energien verbrauchen. Von einem mangelnden Energiepotenzial zu sprechen ist also geradezu lächerlich.
 
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Speichervarianten mit ihren jeweiligen Einsatzmöglichkeiten: Sie reichen von neuen Batterien bis zu Schwungrädern, Druckluft, Wasserstoff oder thermochemischen Speichern. 
 
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Den weltweiten Durchbruch zu erneuerbaren Energien über globale Verhandlungen realisieren zu wollen, ist eine Illusion. Dies belegen alle diesbezüglichen Versuche. Sie zeigen sogar, dass die Globalverhandlungen mehr ein Teil des Problems als ein Weg zu seiner Lösung sind. Die Frage muss gestellt werden, ob einige der zur Routine gewordenen multilateralen Bemühungen nicht mehr aufhalten als voranbringen und damit mehr schaden als nützen. Steht der Aufwand an Kraft und Aufmerksamkeit noch in einem vertretbaren Verhältnis zum realistisch denkbaren praktischen Resultat? Dienen Globalverhandlungen den meisten Teilnehmern nicht eher als Handlungsersatz, als Verschiebebahnhof der Probleme, als wohlfeile Entschuldigung für erneuten Handlungsaufschub? Als Freibrief zur weiteren Untätigkeit, weil es doch angeblich wenig nütze, wenn man selbst handelt und die anderen nicht?
 
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Das Ergebnis nach jahrelangen Verhandlungen - zwischen 1995 und 2002 fanden insgesamt zehn Weltklimakonferenzen statt -wird als Welterfolg gewertet. Als einziges Problem wird noch moniert, dass sich die USA als mit Abstand größter Emittent von Treibhausgasen der Mitwirkung verweigern. Tatsächlich ist das Kyoto- Protokoll - aus völlig anderen Gründen als den von den USA vertretenen - nicht nur ein meilenweit hinter den Handlungserfordernissen und -möglichkeiten hinterherhinkendes Konstrukt.
Keine technologische Revolution der Wirtschaftsgeschichte, die weltweite Breitenwirkung erzielte, ist über internationale Verhandlungen mit dem Ergebnis quotierter Einführungsverpflichtungen und gemeinsamer Bilanzierungsregeln zustande gekommen.
 
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Dass die Ölreserven in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts zu Ende gehen, hat sich herumgesprochen. Der Widerspruch gegen diese Erkenntnis wird auch immer kleinlauter. Doch mit neuen Fördertechniken soll dann unverdrossen noch mehr aus dem Boden geholt werden.
 
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»How long? Not long!« Diese kurze Frage wie klare Antwort hämmerte Martin Luther King in den 60er Jahren der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung ins Bewusstsein, um sie von der nahen Chance der Realisierung ihrer Ziele zu überzeugen. Mit solcher Entschlossenheit und Zuversicht wird die Phantasie vieler angeregt, die soziale Atmosphäre belebt sich, neue praktische Ideen sprießen. Dann sind in kurzer Zeit ungeahnte Entwicklungssprünge möglich. »How long? Very long!«: Dieses Denken dominiert leider bisher in der Diskussion über die Zeitperspektive des Energiewechsels.
 
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Noch vor 20 Jahren hätte schließlich jeder einen direkt geführten Energiekrieg eines demokratischen Staates ausgeschlossen. Und nicht immer wird ein brutaler Diktator, den es zu beseitigen gelte, als Rechtfertigungsgrund zur Verfügung stehen.
 
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Deshalb liegt das Engagement von BP und Shell für erneuerbare Energien nicht in erster Linie auf deren angestammtem Feld der Kraftstofflieferung, sondern auf dem von Solarstromanlagen -in fremden Marktrevieren. Und deshalb sind sie zwar darauf vorbereitet, auch Biokraftstoffe zu produzieren, aber in den Markt gebracht werden sie vorläufig nur in den Ländern, in denen entsprechende politische Rahmenbedingungen geschaffen wurden -und selbst dort erst dann, wenn neue Anbieter auf den Plan treten, die ihnen Marktanteile wegnehmen können.
 
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Ein umfassender Wechsel zu erneuerbaren Energien wie auch dessen Aufschub ins »Langfristige« hat revolutionierende Konsequenzen, allerdings in extrem unterschiedlicher Weise. Es ist der Unterschied zwischen einer positiven und einer negativen Vision - wenn als Maßstab das Menschenrecht aller auf Energie, Klima- und Umweltschutz, wirtschaftliche und soziale Stabilität, Lebens- und Friedenssicherung gilt.
 
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Die Frage ist nicht nur, wie lange sich die Kapitalmärkte und die Versicherungsgesellschaften darauf einlassen, wenn sie ihre Risikoanalysen erstellen. Es ist auch die Frage, wie viele Regierungen und Parlamente noch weiter willens sein werden, die Selbsterhaltungsstrategie des etablierten Energiesystems zu unterstützen -und wenn sie es tun, ob sie dann noch die finanzielle Kraft haben, für eine Atomenergie- Renaissance erneut die Staatskassen zu plündern. Fraglich ist auch, wie lange sich die Öffentlichkeit täuschen lässt -und wie viele Kräfte im Energiesystem diese Selbsttäuschung auf Dauer durchhalten und sich seinem Corpsgeist weiter fügen.
 
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Vor allem werden in fast allen Erdgasdiskussionen die Klimagefahren verschwiegen, obwohl unbestritten ist, dass ein Erdgasmolekül die 20- bis 30-fache klimaverändernde Wirkung gegenüber einem CO2-Molekül hat. Aus der Gasförderung und dem Gastransport kommen konzentrierte Methan-Emissionen. Die genaue Größenordnung ist nicht bekannt und wahrscheinlich auch nicht erfasst. 
 
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Um die angeblichen wirtschaftlichen Vorteile der Atomenergie ins rechte Licht zu rücken, wird kein Wort darüber verloren, dass ihre wirtschaftliche Basis eine politische Subventions- und Privilegierungsmaschine ersten Ranges war und ist. Neben der Steuerbefreiung für atomare Brennstoffe und der Freistellung von Haftungsverpflichtungen erhielten Atomkraftwerkbauer Vorzugskredite und vielerorts Investitionsbeihilfen in unbekannter Höhe.
 
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Daneben gab und gibt es reichliche Subventionen für die atomaren und fossilen Energien. Ihre Gesamthöhe ist bisher nie vollständig erfasst worden. Der Energiewissenschaftler Andre de Moor legte 2001 eine Berechnung jährlicher Subventionen in Höhe von 244 Mrd. Dollar vor, davon 53 Mrd. für Kohle, 52 Mrd. für Erdöl, 46 Mrd. für Erdgas, 48 Mrd. für Strom, 16 Mrd. für Atomenergie und neun Mrd. für die Nutzung erneuerbarer Energien. Nicht in diesen Berechnungen erfasst sind die Subventionen in Form der weltweit praktizierten Steuerbefreiung für Flug- und Schiffstreibstoffe; sie dürften jährlich bei einem Finanzvolumen von etwa 250 Mrd. Dollar liegen. Ebenfalls nicht erfasst -weil kaum exakt berechenbar -sind die Subventionen, die in vielen Ländern in den Bau von Strom- und Gasleitungen fließen. Die Gesamtheit aller direkten und indirekten Energiesubventionen liegt mit großer Wahrscheinlichkeit bei über 500 Mrd. Dollar jährlich.

Zählt man noch die staatlichen Forschungs- und Entwicklungsmittel für die Atomenergie hinzu, die auf etwa eine Billion Dollar geschätzt wurden, so ergibt sich das atemberaubende Bild eines ungeheuren politischen Kraftakts für die Bereitstellung atomarer und fossiler Energien -und ein jämmerliches Bild politischer Kraftlosigkeit in der Förderung erneuerbarer Energien, denen gerade mal ein Fünfzigstel der Subventionen für konventionelle Energien zuflossen.
 
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Oppenheimers und Röpkes Ideen einer marktwirtschaftlichen Ordnung machen erkennbar, wie heuchlerisch die im Namen des Wettbewerbs erhobenen Forderungen sind, erneuerbare Energien sollten sich »am Markt« durchsetzen. Mindestvoraussetzung dafür wäre die Chancengleichheit zwischen atomar-fossilen und erneuerbaren Energien auf dem Markt -und eine gesellschaftliche Gleichwertigkeit aller Energieoptionen in Bezug auf ihre Umweltbelastung und die Verfügbarkeit in der Zukunft. Doch selbst wenn alle Subventionen und Privilegien für atomare und fossile Energien unverzüglich abgeschafft würden, wäre noch keine Chancengleichheit erneuerbarer Energien gegeben. Erst wenn den Anbietern atomarer und fossiler Energien auferlegt würde, auch die früher erhaltenen Subventionen zurückzuzahlen, könnte für die erneuerbaren Energien von einzelwirtschaftlicher Marktgleichheit gesprochen werden.

Die reine Marktbetrachtung geht von einer Neutralität der Energieformen aus, die keineswegs gegeben ist und die bei anderen Produkten zu Aufständen führen würde: Sollten etwa auch schadstoffhaltige und schadstofffreie Babynahrung gleiche Marktchancen haben?
 
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Schätzungen, dass die Uranvorkommen nur noch maximal 60 Jahre reichen werden, beziehen sich auf den Verbrauch der laufenden Anlagen, d. h., schon bei verdoppelter Anzahl halbiert sich unweigerlich der Verfügbarkeitszeitraum.
 
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Das Motiv der Propagandisten der Renaissance der Atomenergie kann taktisch oder auch reine Vermessenheit sein. Taktisch wäre es, auf eine bloße Bestandserhaltung auf jetzigem Niveau hinzuarbeiten, wohl wissend, dass die Uhr der Atomenergie abläuft. Schon damit dies gelingt, muss die »nuklear community« ihre Bedeutung systematisch übertreiben und Alternativen als minderwertig erklären. Vielleicht ist sie aber auch so vermessen zu hoffen, dass der Schnelle Brüter doch noch funktionstauglich gemacht werden kann, um mit der jetzigen Atomtechnologie und der letzten Tonne Uran doch noch das rettende Ufer der Atomfusion zu erreichen.

Die Kosten spielen keine Rolle, solange nur der Systemwechsel zu erneuerbaren Energien verhindert werden kann. »Alles außer erneuerbaren Energien« ist das heimliche Motto.
 
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Die politischen Entscheidungen in Deutschland, die in den letzten Jahren zu einem Aufbruch zu erneuerbaren Energien führten, sind nicht durch einen Konsens mit der Energiewirtschaft zustande gekommen, sondern im heftigen und anhaltenden Konflikt. Es war kein Zufall, dass dieser Aufbruch nicht von der Regierung eingeleitet wurde, sondern durch Initiativen aus dem Parlament.

Angesichts der Größe der Herausforderung ist das kleinmütige Verhalten in der Politik gegenüber erneuerbaren Energien geradezu erschütternd.
 
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In zahlreichen Wirtschaftskommentaren werden die steuerlichen Abschreibungen, die jedes Wirtschaftsunternehmen für jede beliebige Investition vornehmen kann, im Fall der Investitionen für erneuerbare Energien als wirtschaftsfeindliche »Subvention« denunziert. Folgte man dieser abstrusen Gedankenkonstruktion, wäre die gesamte Wirtschaft subventioniert und damit »wirtschaftsfeindlich«, weil alle Unternehmen ihre Investitionen von der Steuer absetzen können.
 
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Eine mit so vielen haarsträubenden Behauptungen und unterschiedlich motivierten Ressentiments zusammengeschmiedete »Bewegung« kann letztlich nur zerfallen. Nur weiß man nicht, wann - und wie viel weitere wertvolle Zeit dann verloren sein wird. Es gilt öffentlich auf den Punkt zu bringen, was hinter dem Getöse steckt: der Konflikt zwischen dem Festklammern am überkommenen Energiesystem und der Energiegewinnung und -nutzung, die auf der Basis erneuerbarer Energien entstehen wird -ein Konflikt zwischen zwei Energiestrukturen und -kulturen. Je deutlicher das Problem benannt wird, desto eher wird jeder Einzelne, aber auch jede politische Organisation und jedes Unternehmen, zu der Entscheidung gezwungen, für welche Zielrichtung er stehen will.

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Die Zeit für den Energiewechsel ist jetzt! Die jetzt handelnde Generation muss ihn unumkehrbar einleiten und dafür ihre bisherigen eindimensionalen Vorstellungen überdenken.
 
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Die ersten fünf Prozent Marktanteile, die der Energiewirtschaft von erneuerbaren Energien weggenommen werden, sind von ihr noch einigermaßen zu verschmerzen. Steigt der Anteil auf zehn oder 20 Prozent, gerät sie immer schneller in den Strudel gleichzeitiger Mengendegression und Kostenprogression. Panik bricht aus - wie es in Deutschland bereits der Fall ist -, die zu unterschiedlichen Reaktionen führt: Druck auf Regierungen, das »unverantwortliche« Treiben zu beenden; öffentliche Kampagnen, die die steigenden Kosten der konventionellen Energiebereitstellung den erneuerbaren Energien zur Last legen; unternehmerische Diversifizierungen in andere Wirtschaftsbereiche, aber auch - allerdings kaum als prioritäre Option - eigene Einstiege in erneuerbare Energien. Wenn große Energiekonzerne Letzteres versuchen, tendieren sie logischerweise zu Bereitstellungsformen, mit denen sie ihre Infrastruktur weiter auslasten und ihr bisheriges Anbietermonopol retten können.
 
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Derartige Abwägungen kommen auch in den Kampagnen gegen die »Landschaftsverschandelung« durch Windkraftanlagen, von denen es in Deutschland gegenwärtig 15.000 gibt, nicht vor. Demgegenüber sind die über 200.000 Hochspannungsmasten mit ihren Leitungen kaum ein Thema, obwohl die Windkraftanlagen einen Schönheitswettbewerb mit diesen leicht bestehen können. Mit Argusaugen wird beobachtet, ob Vögel mit den Rotoren zusammenprallen und sterben könnten, während es Megastädte und Industriegebiete gibt, in denen wegen mangelnder Nahrungsfunde und der Luftverschmutzung durch fossile Energieemissionen keine Vogelfauna mehr anzutreffen ist. Im »Naturpark Wattenmeer« an der deutschen Nordseeküste, einschließlich der ihr vorgelagerten Ferieninseln, wird die Aufstellung von Windkraftanlagen rundweg abgelehnt, obwohl damit zu rechnen ist, dass diese Landschaftsbereiche bei weiterer globaler Erderwärmung durch fossile Energieemissionen in einigen Jahrzehnten überflutet sein werden. Irreführende Vergleiche sind an der Tagesordnung. Besonders die Ablehnung der Windkraft aus Gründen »ästhetischer Landschaftsverschmutzung« verrät verquere Maßstäbe.
 
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Die gesetzlich garantierte Vergütung für in das Netz eingespeisten Strom aus Photovoltaikanlagen ist durch das EEG in Deutschland so gestaltet, dass jeder, der über eine geeignete Installationsfläche an seinem Haus verfügt, ohne wirtschaftliches Risiko eine solche Anlage installieren könnte. Die Kredit- und Modulkosten können innerhalb von durchschnittlich 15 Jahren über die Einnahmen daraus refinanziert werden, und die Vergütung wird für 20 Jahre gezahlt, um das Risiko von Ausfallen abzudecken und das Misstrauen gegenüber dem Neuen zu überwinden. Gemessen an diesen Startbedingungen müsste es nicht nur die etwa 30.000 Investoren kleiner und größerer Anlagen geben, die im Jahr 2004 in Deutschland neu installiert wurden, sondern die zehnfache Anzahl. Biodiesel ist schon seit zehn Jahren in Deutschland steuerbefreit, wird dadurch billiger angeboten als fossiler Dieselkraftstoff und ist in veresterter Form mittlerweile in fast allen Dieselfahrzeugen einsetzbar. Aber trotz vieler Klagen über die hohen Spritpreise bleibt die Nachfrage verhältnismäßig gering; jedes Taxi-, Bus- oder Speditionsunternehmen könnte erhebliche Betriebskosten sparen, und doch nutzen bisher immer noch relativ wenige diese Chance. Dahinter steckt mehr als nur ein Problem mangelnder Information: Selbst bei vorhandenen Informationen halten Gewohnheit, Trägheit und Indifferenz die Mehrheit der Menschen davon ab, sich durch wirtschaftliche Anreize zu Initiativen bewegen zu lassen, auch wenn sie mit erneuerbaren Energien sympathisieren.
 
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Mit großer Selbstverständlichkeit wäre bereits seit drei Jahrzehnten in großem Stil die Umorientierung zu einem effizienzorientierten Umgang mit Energie und auf erneuerbare Energien eingeläutet worden. Doch stattdessen wollen immer noch viele nicht einmal die Hinweise hören, dass allein auf diesem Wege die apokalyptischen Folgen atomarer und fossiler Energienutzung gebannt werden können. Inzwischen spricht auch eine Studie des Pentagon über »An Abrupt Climate Change« davon, dass Undenkbares praktisch vorstellbar -»Imagining the Unthinkable« -geworden ist. Doch die daraus folgende Konsequenz ziehen auch die Autoren dieser Studie nicht obwohl doch eigentlich nicht schwer, zu begreifen ist, dass mit dem radikalen Wechsel zu erneuerbaren Energien diese Gefahr und gleichzeitig andere katastrophenträchtige Energiekrisen abgewendet und überwunden werden könnten. Dabei geht es um nichts weniger als darum, die Welt wieder »selbstvernichtungsunfähig« zu machen. 
 
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Es geht um einen »Konjunktursprung« zu erneuerbaren Energien, als Gegenmittel zu der drohenden Weltrezession aufgrund der Engpässe und Preissteigerungen in der Weltölversorgung, die in der »Financial Times«, im »Wall Street Journal«, im »Economist« und anderen globalen Wirtschaftszeitungen laufend als nahendes Menetekel beschrieben werden. Auch Amory B. Lovins beschreibt in seiner jüngsten Veröffentlichung »Winning the Oil Endgame« diese Herausforderung, auf die bis heute keine Wirtschaftspolitik angemessen eingestellt ist.
 
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Der russische Ökonom Nikolai Kondratjew hat beschrieben, dass neue Technologien, die in kurzer Zeit zum Massenprodukt werden- wie Eisenbahnen, Automobile, Elektrogeräte, Fernsehen-, eine »lange Konjunkturwelle« erzeugen, aus der neue Industriezweige mit neuen Arbeitsplätzen hervorgehen.
 
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Dennoch: Die meisten Protagonisten erneuerbarer Energien können sich nicht mehr vorstellen, dass es noch einmal einen Rückschlag geben könnte. Unvorstellbar erschien das aber auch denjenigen, die in den 70er Jahren in den USA zu erneuerbaren Energien aufbrachen, wachgerüttelt von der 1973 einsetzenden Weltölkrise. Noch ging es nicht um das Klimaproblem, sondern um Ziele wie saubere Luft und die Überwindung politischer und wirtschaftlicher Risiken aufgrund der Abhängigkeit von Energieimporten. Die USA unterhielten damals das bisher umfangreichste Forschungs- und Entwicklungsprogramm für erneuerbare Energien. Tausende neuer Unternehmen schossen wie Pilze aus dem Boden. Zahlreiche Schriften verkündeten das anbrechende Solarzeitalter. Die »Union of Concerned Scientists«, der viele naturwissenschaftliche Nobelpreisträger angehören, veröffentlichte 1979 eine Studie, in der die Möglichkeit einer vollständigen Umstellung der US-amerikanischen Energieversorgung auf erneuerbare Energien bis zum Jahr 2050 detailliert beschrieben ist.
 
Doch schon auf den Report »A Time to Choose« reagierte die amerikanische Energiewirtschaft mit ihrem Report »No Time to Confuse«, mit dem sie die Angst vor der realen Energiekrise in die Angst vor erneuerbaren Energien umzupolen versuchte. 
Alle Register wurden gezogen, um deren Entfaltung zu unterminieren, bis zum systematischen Aufkauf kleiner Solarunternehmen, die anschließend stillgelegt wurden. Angeblich ging es nur noch um Kostensenkung und die Übernahme durch das professionelle »big business«.
 
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Für den unverzüglichen und umfassend angelegten Wechsel zu erneuerbaren Energien darf keine weitere Zeit vergeudet werden !

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